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Erdbeben Erforschung am Achensee

Seen als Archive der Vergangenheit
Wusstest du, dass uns Seen etwas über die Vergangenheit erzählen können?
Sie sind wertvolle Archive, die uns helfen, vergangene klimatische und ökologische Bedingungen, sowie geologische Ereignisse wie frühere Erdbeben oder Vulkanausbrüche zu rekonstruieren.

Am Boden eines Sees lagert sich Jahr für Jahr Sediment ab. Im Gegensatz zu Landoberflächen sind Seesedimente nicht von Erosion oder menschlichen Eingriffen betroffen und sind somit optimal archiviert. Mittels geotechnischer Verfahren können Proben dieser Schichten an die Oberfläche geholt und auf ihre chemischen sowie physikalischen Eigenschaften hin untersucht werden, um wertvolle Einblicke in die Vergangenheit zu gewinnen.

Der Achensee enthüllt vergangene Erdbeben

Forscher der Universität Innsbruck (Institut für Geologie) haben in den letzten Jahren den Achensee untersucht und dabei Erstaunliches entdeckt: Die Wissenschaftler fanden bei der Untersuchung des See-Untergrunds eine ungewöhnliche Geländestufe, die sich als tektonische Bruchzone herausstellte.

Eine Bruchzone ist ein Bereich in der Erdkruste, in dem Gesteine gebrochen und verschoben wurden. Diese Verschiebungen entstehen durch Spannungen, die sich durch die Bewegungen der Erdplatten aufbauen. Wenn diese Spannungen zu groß werden, können sie Erdbeben auslösen. Bei einem Erdbeben verschiebt sich das Gestein ruckartig entlang der Bruchzone, und die dabei freigesetzte Energie spüren wir als Erschütterung.

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Entlang der Bruchzone in den Tiefen des Achensees haben die Wissenschaftler die See-Sedimente untersucht, um mehr über vergangene Erdbeben in dieser Region zu erfahren:

  • Dabei haben sie Hinweise auf drei starke Erdbeben gefunden, die eine Magnitude von etwa 6 bis 6,5 auf der Richter-Skala hatten. Ein Beben dieser Stärke kann in einem Umkreis von mehreren hundert Kilometern spürbar sein und erhebliche Schäden verursachen.
  • Zudem konnten die Forscher nachweisen, dass diese Stark-Beben in den letzten 17.000 Jahren stattgefunden haben, das jüngste vor etwa 8.300 Jahren. Diese Bruchzone gilt daher als geologisch aktiv (Oswald et al. 2021).
  • Die Sedimente am Seegrund geben außerdem Hinweise auf acht weitere Erdbeben, darunter das bekannte starke Erdbeben von Hall i. T. im Jahr 1670 (Oswald et al. 2021).
Untergrund des Sees mit Sedimenten und Verwerfungen.

Die Abbildung zeigt einen schematischen Querschnitt des Seeuntergrunds in Blickrichtung Nordwest. Die Bruchzone und die Verschiebung der Sedimentablagerungen am Seegrund sind durch tektonische Bewegungen im Untergrund entstanden. Solche geologischen Strukturen dienen als Hinweise auf vergangene Erdbeben und ermöglichen Rückschlüsse auf die seismische Aktivität in der Region. (Quelle: Eigene Darstellung)

Erdbebenaktivität der Alpen
Die Entdeckung dieser Bruchzone im Achensee liefert wichtige Einblicke in die tektonische Aktivität der Alpen und stellt ein bedeutendes Erdbeben-Archiv dar. Die Alpen sind ein geologisch aktives Gebirge, in dem Erdbeben hauptsächlich entlang großer Störungszonen auftreten. Besonders betroffen sind Regionen wie das Inntal, das Mur-Mürztal, das Lavanttal und das Ennstal. Während starke Erdbeben selten sind (etwa alle 1.000 bis 2.000 Jahre; Oswald et al. 2021), können sie große Hangrutschungen oder sogar Tsunamis in Bergseen auslösen. Die Forschung am Achensee und anderen Bergseen hilft dabei, künftige Erdbebengefahren in den dicht besiedelten Alpentälern besser einzuschätzen, Risiken zu minimieren und Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern.

Möchtest du mehr über die Erdbeben-Forschung am Achensee erfahren? Dann besuche die Website der Universität Innsbruck!