Gesteinsarten und ihre Eigenschaften
Gesteine reagieren auf tektonische Kräfte auf unterschiedliche Weise: Manche zerbrechen unter Druck, andere verformen sich plastisch oder gleiten entlang von Bruchflächen aneinander vorbei. Der Grund für diese Unterschiede liegt unteranderem in der spezifischen Zusammensetzung der Gesteine. Die mineralogische Zusammensetzung eines Gesteins wird durch dessen Entstehungsweise, Zusammensetzung sowie die Temperatur- und Druckbedingungen während seiner Bildung bestimmt.
Entsprechend ihrer Entstehung unterscheidet man zwischen Magmatiten, Sedimentgesteinen und Metamorphiten
- Magmatite, auch Erstarrungsgesteine genannt, entstehen durch die Abkühlung und Erstarrung von Magma.
- Metamorphite sind Umwandlungsgesteine, die sich bilden, wenn Gesteine unter veränderte Temperatur- und Druckbedingungen geraten. Dies lässt sich mit dem Backen eines Kuchens vergleichen: Der Kuchenteig verändert seine Struktur während des Backens, obwohl die Zutaten gleichbleiben. Ähnlich wandeln sich die Minerale in Gesteinen im Verlauf der Metamorphose.
- Sedimentgesteine, auch Ablagerungsgesteine genannt, entstehen durch die Ablagerung von Gesteinsmaterial, das durch Erosion, Wind, Wasser oder Eis transportiert und dann verfestigt wird. Es gibt verschiedene Arten: Mechanische Sedimentgesteine bestehen aus abgelagerten Partikeln, chemische Sedimentgesteine, wie Evaporite, entstehen durch Verdunstung und Kristallisation von Mineralien, und organische Sedimentgesteine, wie Kohle, bilden sich aus pflanzlichem Material, das unter Druck zerfällt.
Der Oberrhätkalk und seine Verformung
Die Station befindet sich an einem Aufschluss des Oberrhätkalks, einem charakteristischen Sedimentgestein der späten Trias, das am Meeresboden entstanden ist. Typisch für solche Gesteine sind die deutlich sichtbaren Lagen, die die einzelnen Ablagerungsschichten repräsentieren.
Wenn wir diesen Schichtaufbau des Oberrhätkalks im Kontext der tektonischen Verformung betrachten, wird deutlich, dass Gesteine entlang der Schichtgrenzen unterschiedlich auf Druck reagieren. Weniger stabile Schichten, wie feinkörnige Kalklagen, neigen dazu, schneller zu zerbrechen, während dickere, stabile Schichten dem Druck besser standhalten. Dadurch gleiten die Schichten aneinander vorbei, und es entstehen charakteristische Deformationsstrukturen wie Falten – wellenförmige Biegungen der Gesteinsschichten – oder Brüche und Verwerfungen, bei denen Gesteinsschichten gegeneinander verschoben werden. Solche Strukturen lassen sich hier am Aufschluss gut beobachten.

Die einzelnen Schichten des Sedimentgesteins wurden während der Gebirgsbildung durch tektonische Kräfte gekippt, verschoben und verformt. Diese Spuren der Verformung sind an der Station deutlich erkennbar. (Quelle: Eigene Darstellung)