Im Laufe der Erdgeschichte haben plattentektonische Prozesse die Verteilung von Land und Meer kontinuierlich verändert. Kontinente brachen auseinander, Ozeane öffneten und schlossen sich wieder.
Die Grundbausteine der Alpen
Die Alpen entstanden aus Gesteinsmaterial zweier Kontinente und zweier Ozeane, die von 240 bis 40 Millionen Jahre vor heute das Gebiet des heutigen Mitteleuropas einnahmen. Im Norden lag das „alte Europa“ und im Süden Afrika, als Teil des Superkontinents Gondwana. Afrika besaß einen Landsporn, den „Adriatischen Sporn“, der über lange Zeit eine Brücke zwischen den beiden Kontinenten bildete. Im Osten erstreckte sich der Ur-Ozean Tethys, der mit dem Pazifik verbunden war, während sich im Westen der Penninische Ozean als „Ast“ des früheren Atlantiks in den heutigen Alpenraum zog.

Die Alpen entstanden aus Gesteinsmaterial zweier Kontinente und Ozeane, die vor Millionen Jahren Mitteleuropa prägten, als dieses Gebiet deutlich weiter südlich lag. Der Tethys-Ozean im Osten und der Penninische Ozean im Westen trennten einst das „alte Europa“ von Afrika, dessen „Adriatischer Sporn“ eine Verbindung zwischen beiden Kontinenten bildete. (Bildquelle: Schuster et al., 2015)
Vergangene Ur-Ozeane
Als die heutige Alpenregion noch Teil des flachen Tethys-Ozeans war, lagerten sich am Meeresboden mächtige Kalkschichten ab. Diese Kalksteine bilden heute die Grundlage der Nördlichen Kalkalpen. Sie enthalten in ihren Sedimentschichten zahlreiche Fossilien von Meeresorganismen, die den marinen Ursprung des Gesteins belegen. Durch das Zusammendriften der Kontinentalplatten (Europa und Afrika) wurden die Ur-Ozeane allmählich geschlossen und deren Gesteine subduziert.
Das große Zusammentreffen von Europa und Afrika
Vor etwa 65 Millionen Jahren kollidierte die Afrikanische Platte schließlich mit der Eurasischen Platte. Diese Kollision führte dazu, dass die Gesteinsschichten mitsamt dem ehemaligen Meeresboden zusammengepresst, gefaltet und in die Höhe geschoben wurden. Diese Kollision gilt als der Beginn der Gebirgsbildung der Alpen.

Die Abbildung zeigt schematisch die Entstehung der Alpen durch plattentektonische Verschiebungen der Erdkruste, bei der u.a. Meeresboden verfaltet und angehoben wurde. Die Proportionen des Erdinneren sind nicht maßstabsgetreu, sondern überhöht dargestellt. (Quelle: Eigene Darstellung)
Durch den enormen Druck und die hohe Temperatur während der Gebirgsbildung entstanden metamorphe Gesteine wie Gneis und Glimmerschiefer und lokal drangen Gesteinsschmelzen auf und bildeten magmatische Gesteine wie Granit.
Die Alpen und ihr heutiges Erscheinungsbild
Erosion begann die aus dem Meer aufgetauchte Landschaft zu formen. Den letzten Schliff erhielten die Berge und Täler der Alpen durch die großen Eiszeiten der vergangenen Jahrhunderttausende: Das fließende Gletschereis mit dem eingeschlossenen Sediment schürfte U-Täler aus und formte Grate und steile Gipfel, lagerte anderenorts aber auch Moränen ab.
Spuren der Alpenbildung im Rofan
Die geologischen Prozesse, die die Alpen formten, sind im Rofan gut sichtbar. Dieses Gebirge ist das Ergebnis von Hunderten Millionen Jahren Erdgeschichte – von der Ablagerung der Sedimente in einem flachen Meer bis hin zur Hebung und Verformung dieser Gesteine durch die Kollision von Kontinentalplatten. Die Fossilien, die wir hier finden, sind die Spuren einer längst vergangenen Meereswelt und Zeugnisse der gewaltigen Kräfte, die die Gebirgsbildung prägten.