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Ehemalige Meereslebewesen in den Alpen

Der Schaustein an dieser Station ist eine versteinerte Koralle, welche direkt hier am Geo.Weg geborgen wurde. Die charakteristische korallenartige Struktur ist durch die hellen und dunklen Bereiche gut zu erkennen:

  • Das helle Gesteinsmaterial ist das Skelett dieser ästigen Koralle
  • Das dunkle Material ist ehemaliger Schlamm, der den Raum zwischen den einzelnen Korallenästen verfüllt.
Blauer Stift zeigt auf Felsstruktur im Sonnenlicht.

Der Schaustein besteht aus einer versteinerten Koralle aus dem Oberrhätkalk. Die hellen Bereiche zeigen das kalkige Skelett der Koralle, während die dunklen Bereiche die Zwischenräume zwischen den einzelnen Korallenästen sind, die durch Schlamm ausgefüllt wurden (Quelle: Eigene Darstellung)

Ein Fossil aus dem Oberrhätkalk
Diese Koralle der Ordnung Scleractinia (Steinkoralle) und Gattung Thecosmilia hat vor 200 Millionen Jahren in einem flachen Meer gelebt. Sie ist eingebettet in der Gesteinsformation Oberrhätkalk und stammt aus dem geologischen Zeitalter der obersten Trias.

Korallen gehören zu den sogenannten sessilen Tieren (sessilis = „festsitzend“). Sessile Tiere leben dauerhaft an einem festen Ort und können sich nicht bewegen. Viele haben die Fähigkeit zur Fortbewegung im Laufe ihrer Evolution verloren.

Steinkorallen sind also keine Pflanzen oder Steine, sondern Tiere!

Die Lebensweise von Korallen
Steinkorallen bestehen aus winzigen Einzelorganismen, den Korallenpolypen – kleinen, becherförmigen Tieren mit Tentakeln. Mit diesen Tentakeln filtern sie Nahrung aus dem Wasser. Tausende Polypen leben gemeinsam in einer Kolonie und bilden im Laufe der Zeit beeindruckende Korallenriffe.

Steinkorallen gehen eine Symbiose mit winzigen Algen ein, den Zooxanthellen. Diese Algen versorgen die Korallen durch ihre Photosynthese mit wichtigen Nährstoffen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Kalkbildung, die für das Wachstum der Korallenskelette notwendig ist.

Anatomie von Polypen und Skelettdiagramm

Schematische Zeichnung einer Steinkoralle. 1: Junger Polyp einer Steinkoralle; 2: Stockabschnitt des sich aus einem solchen Polypen bildenden Korallenstocks (Bildquelle: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/steinkorallen/63531)

Wie wachsen Steinkorallen?
Steinkorallen scheiden an ihrer Basis Kalk ab, wobei der Großteil der Koralle aus „totem“ Kalk besteht. Nur im obersten Bereich, lebt der Polyp, der das Mineral Aragonit absondert, welches sich später zu Kalzit umwandelt. Auf diese Weise bauen sich über Jahrtausende hinweg die beeindruckenden Strukturen der Korallenriffe auf – die artenreichsten Lebensräume in den Meeren. Viele Inseln, wie zum Beispiel die Malediven, sind durch das Wachstum von Korallen entstanden.

Korallen bevorzugen flache, lichtdurchflutete tropische Küstengewässer. Die meisten Arten leben in Tiefen von wenigen 10ner Metern, wo warmes Wasser und wenig Strömung ideale Bedingungen bieten.

Bunte Korallen und Fische im klaren Meerwasser.

Verschiedene Korallenarten bilden einen Riffaufbau am Flynn Reef, einem Teil des Great Barrier Reefs in Australien. (Quelle: OpticalDesign, Adobe Stock, 689633247)

Was sagt uns dieses Fossil über die Vergangenheit?
Die versteinerte Koralle bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit: Sie wuchs in warmen, subtropischen Gewässern – genau wie in den Regionen, die heute nahe dem Äquator (von 30° Süd bis 30° Nord) zu finden sind. Doch wie kam dieser tropische Meeresboden, auf dem das Fossil einst lebte, in unser Gebirge? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir in die Vergangenheit reisen und die Entstehung der Alpen betrachten.