Die Hydrologie des Achensees
Schwankungen des Wasserspiegels lassen sich auch heute noch im Jahresverlauf beobachten. Der Wasserspiegel des Achensees liegt im Sommer meist höher als im Winter (TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG). Im Frühling füllen Schmelzwasser, Niederschläge und Zuflüsse aus umliegenden Bächen den See auf.
Natürliche Zuflüsse wie der Oberaubach, der Buchauerbach, der Dalfazerbach, der Wankratbach und der Pletzachbach speisen den Achensee. Im Zuge des Baus des Achensee-Wasserkraftwerks der TIWAG wurden seit der Inbetriebnahme des Achenseekraftwerk 1927 auch künstliche Zuflüsse geschaffen, etwa die Beileitungen der Dürrach, des Kesselbachs, des Ampelsbach und des Unteraubachs.
Der Achensee verfügt über zwei Abflüsse: die ursprüngliche Seeache, die Richtung Norden in die Isar mündet, und den künstlichen Abfluss am Südende des Sees in das Kraftwerk. Über diesen Abfluss wird das Seewasser in Richtung Jenbach abgeleitet, was zum Sinken des Seespiegels führt.
Insbesondere in den Wintermonaten von Oktober bis März wird dem See mehr Wasser entnommen, als ihm zufließt, was zu einem Absinken des Seespiegels um bis zu 5 Meter führt. (Tiroler Wasserkraft AG k.A.)
Strom aus Wasser – Das Achenseekraftwerk
Am Achensee wird die Kraft des Wassers eindrucksvoll genutzt: Über unterirdische Leitungen fließt das Wasser durch die Bergflanken in ein sogenanntes Wasserschloss. Dieses dient als Druckausgleichsraum, um die Turbinen vor Schäden beim Anfahren oder Abstellen zu schützen. Von dort stürzt das Wasser mit einer Rohfallhöhe von 390 Metern in das Krafthaus nach Jenbach – ein Höhenunterschied, der ordentlich Energie liefert!
Bis zu 25 Kubikmeter Wasser pro Sekunde treiben hier die Turbinen an, welche elektrische Energie erzeugen. (Tiroler Wasserkraft AG k.A.)
Das Kraftwerk hat eine Engpassleistung von 79 Megawatt und liefert jährlich rund 219 Gigawattstunden – genug, um über 62.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. So wird aus dem klaren Bergwasser nachhaltige Energie für Tirol.

Diese Abbildung zeigt schematisch den Weg, den das Wasser des Achensees zurücklegt, um Strom zu erzeugen. Es wird unterirdisch in ein Wasserschloss geleitet, von wo es steil hinab zum Krafthaus in Jenbach fließt, um dort Turbinen anzutreiben. (Quelle: Tiroler Wasserkraft AG k.A.)
Die Energiegewinnung am Achensee wird seit einem Jahrhundert von der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) betrieben, die 1924 von der Stadt Innsbruck gemeinsam mit dem Land Tirol und einer Bankengruppe gegründet wurde. Das Kraftwerk am Achensee war das erste große Projekt der TIWAG. Der Bau in den 1920er Jahren stellte eine technische und logistische Meisterleistung dar. Bis heute liefert das Kraftwerk einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung Tirols und steht für die Nutzung von Wasserkraft in den Alpen.
Die Ökologie des Achensees
Durch die Nutzung des Achensees als natürlicher Wasserspeicher wird nicht nur die Hydrologie, sondern auch das Ökologie des Sees maßgeblich beeinflusst. Die Wasserstandregulierung hat große Auswirkungen auf das Ökosystem. Besonders im Uferbereich reagieren Pflanzen und Tiere empfindlich auf die Schwankungen. Durch die Absenkung des Seespiegels werden zum Beispiel Uferzonen und Laichplätze von Fischen trockengelegt. Dies kann zeitweise zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzung und zur Zerstörung von Lebensräumen führen (Hofrichter et al. 1994). Die TIWAG setzt Ausgleichsmaßnahmen zum Umweltschutz um – darunter der Bau einer Ringkanalisation in den 1990er-Jahren, die Anlage von Ersatzlaichplätzen sowie die kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität – mit dem Ziel, den ökologischen Zustand des Sees zu erhalten und weiter zu verbessern.

Das Foto zeigt das südliche Ende des Achensees zur Winterzeit. Große Uferflächen liegen trocken. Das Ökosystem insbesondere die Pflanzen und Tiere im Uferbereich werden stark von den Seespiegelschwankungen beeinflusst. (Bildquelle: Eigene Darstellung)